Zabel Yesayan: Meine Seele im Exil

Novelle

Mit einer Einführung von Mehmet Fatih Uslu

Deutsch von Christina Tremmel-Turan und Tevfik Turan

Zabel Yesayan, geboren 1878 in Üsküdar, ging nach der Schule nach Paris und war die erste armenische Studentin an der Sorbonne, später eine gefeierte Autorin in Istanbul. 1915 stand sie einzige Frau, die auf der Liste der armenischen Intellektuellen und Politiker aus Istanbul, die deportiert werden sollten. Yesayan entkam dieser Deportation und damit dem Völkermord und führte ein bewegtes Leben in Bukarest, Paris, Baqu und Yerevan als engagierte Schriftstellerin und Aktivistin. Sie wurde in der Stalinzeit verhaftet und starb 1942/43 unter ungeklärten Umständen.
  Die Novelle spielt im  kulturbewussten Milieu der Istanbuler Armenier und nähert sich ihren Figuren mit genau beobachteten, sehr fein gezeichneten Porträts, wobei die heikle Situation der armenischen Minderheit im Osmanischen Reich im Hintergrund deutlich bleibt. Den um 1920 entstandenen Text begleitend wird Leben und Werk der Autorin dem deutschsprachigen Publikum in dieser Erstveröffentlichung mit Beiträgen des Armenologen M. Fatih Uslu vorgestellt.


Im Motiv der Rückkehr der Malerin Emma nach Üsküdar wird vieles zum Leben erweckt: der künstlerische Schaffensprozess, die Diskrepanz zum gewöhnlichen Menschen, das Gefühl der Unfähigkeit, ein Zugehörigkeitsverhältnis zum offiziellen Heimatland herzustellen, die Verluste durch das Erwachsenwerden und die Existenz als Frau in einer Männerwelt. Meine Seele im Exil steht genau in der Mitte ihres langen Erzählens, versucht dort alle diese Dimensionen des Exils zu umfassen und befestigt die begriffliche Tiefe des Exils.

Wie sehr Yesayan sich auch auf den Weg gemacht haben will, einen Roman zu schreiben, der voll wäre »nur von Sonne, Rosen und Liedern endloser Liebe, Schönheit und Güte«, so könnte man behaupten: Sie erzählt schließlich doch, wie das Exil über Orte hinweg ausgedehnt ist und wie vergeblich die Handlungen sind, es zu beheben. So kann Meine Seele im Exil als ein Text gelesen werden, der die Unmöglichkeit der Rückkehr und der Tragik des Exils proklamiert, und verwandelt sich hinter seinem Anschein als völlig persönliche Geschichte in eine Darstellung der Erfahrung der Armenier nach 1915. (M. F. Uslu)

Zabel Yesayan: Meine Seele im Exil | Novelle

Hardcover mit Lesebändchen, 112 Seiten

ISBN 978-3-933847-78-2

17,00 €

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