Spannend erzählt der Maler Mehmet Güler (*1944) von seinem Werdegang, der in einem Dorf Anatoliens als kunstinteressierter Schüler begann und ihn heute zu einer wichtigen Figur der modernen Kunstszene in Deutschland werden ließ. Sein Eigensinn, mit dem er den Besuch einer weiterführenden Schule als Erster aus seinem abgeschiedenen Dorf - und später manch anderes kleineres oder größeres Projekt - durchsetzte, seine Karriere als Schul- und Hochschullehrer und als Künstler, und die Umstände, unter denen er die Türkei verließ, ergänzen sein Selbstporträt zu einem realistisch gezeichneten Panorama der ländlichen und großstädtischen Türkei der 1950er bis in die 70er Jahre.
Da Gülers Autobiographie keineswegs nur in der Aufzählung von karriererelevanten Ereignissen besteht, sondern sein ganzes Leben umfasst, gewinnt dieses Panorama viel an Lebendigkeit und Farbe, ohne sich in Details zu verlieren und ohne in eine Schönfärberei zu geraten. Gerade durch die Konflikte, die Güler mitunter schildert, lernen wir seine Familie und seine Nachbarn im Dorf, seine Freunde, Lehrer und Berufskollegen kennen, gewinnen Einblicke ins Schul- und Hochschulleben und in die Kunstszene in der Türkei. Wir begleiten ihn bei seinem Militärdienst im unwegsamen Osten des Landes und auf seinen Reisen, von denen eine ihn sogar ins Deutschland des Jahres 1966 führt, um ein gebrauchtes Motorrad zu kaufen, und die ein drolliges Ende am korrupten Zoll nimmt.
Vergangenheit in der Sonne liest sich wie ein Bildungs- und Abenteuerroman in einem. Güler erzählt so pointiert, informativ und unterhaltsam, dass wir Leser bedauern müssen, dass seine Geschichte mit dem Wechsel von Ankara nach Kassel endet, wo er seit 1974 als freier Künstler lebt.